Essen für die Psyche - Mental gesund durch die richtige Ernährung
Wer einen gesunden Körper haben will, muss gesund essen und sich ausreichend bewegen. So weit, so gut. Aber was ist mit der Psyche? Auch die will gesund ernährt werden und Bewegung erfahren. Wie das für langfristige Gesundheit gelingen kann, erklärt die Ernährungsmedizinerin und Psychiaterin Sabrina Mörkl.
Es ist unumstritten, dass sich die Ernährung auf die Psyche auswirkt. Bereits Hippokrates war dieser Zusammenhang bekannt – „Nahrung soll deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung“. Doch wie dieser Zusammenhang genau aussieht, erkannte man erst vor wenigen Jahren. Die Forschungsdisziplin der Ernährungspsychiatrie – „Nutritional Psychiatry“ – ist noch jung, ist sich als „Grenzwissenschaft“ zwischen den Fachbereichen Psychiatrie und Ernährungsmedizin aber bereits sicher:
Ernährung wirkt sich auf die Gehirnfunktion, die Stimmung und das allgemeine psychische Wohlbefinden aus, spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der psychischen Gesundheit sowie bei der Vorbeugung und Bewältigung psychischer Erkrankungen.
Makronährstoffe für die Psyche
Über die Ernährung nehmen wir Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) und Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelmente) auf:
„Erstere liefern für die Herstellung von Nervenbotenstoffen sozusagen die ‚Bausubstanz‘ – ähnlich wie das Fundament beim Hausbau. Zweitere fungieren als ‚Bauarbeiter‘ und gewähren, dass Umwandlungs- und Herstellungsprozesse sowie dabei benötigte Enzyme vollständig funktionieren“, erklärt Psychiaterin Priv.-Doz. DDr. Sabrina Mörkl von der Medizinischen Universität Graz.
Beispielsweise benötigt man zur Produktion des „Glückshormons“ Serotonin den „Baustoff“ Tryptophan; eine Aminosäure (= ein Eiweiß), die unter anderem in Cashewnüssen enthalten ist. Diesen wandeln die „Bauarbeiter“ Enzyme und Co-Faktoren – in diesem Fall Vitamin B12 und B9 (Folsäure) sowie das Spurenelement Zink – über Zwischenstufen zu Serotonin um, das schließlich Glücksgefühle und gute Laune hervorruft.
„Dieser Umwandlungsprozess verdeutlicht die Notwendigkeit einer vielfältigen, mikronährstoffreichen Ernährung. Denn so wie beim Hausbau das Baumaterial allein nicht für ein fertiges Haus ausreicht, können auch im Körper Nervenbotenstoffe nur synthetisiert werden, wenn die richtigen Bauarbeiter, also Co-Faktoren und Enzyme, in ausreichender Zahl vorhanden sind. Tryptophan oder Serotonin aufzunehmen allein reicht nicht, um glücklich zu sein“, betont die Expertin.
Daher sind auch antientzündliche Substanzen wie Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung wichtig: „Bei Entzündungen im Körper wird das Tryptophan aus der Nahrung nämlich nicht zu Serotonin, sondern zu Kynurenin und Quinolinsäure umgebaut, die leider das Nervensystem schädigen können.“
Voraussetzung Darm
Eine weitere Voraussetzung für diese Prozesse sind aufgrund der Darm-Gehirn-Achse weiterhin eine gut funktionierende Darmflora und Darmschleimhaut. Letztere bildet eine wichtige Grenzfläche, die davor schützt, dass sämtliche Nahrungsbestandteile direkt in die Blutbahn übergehen, dadurch das Immunsystem beeinträchtigen und Entzündungen hervorrufen.
„Das ist schlecht für die Psyche. Für psychisches Wohlbefinden brauchen wir nämlich eine Ernährung, die gut für die Darmflora ist und die Darmschleimhaut aufrechterhält“, betont Mörkl.
Unterschiedliche Ernährungsformen, unterschiedliche Auswirkungen auf die Psyche
Gegenstand vieler aktueller Studien ist der Einfluss der Makronährstoffverteilung, beispielsweise im Sinne einer kohlenhydratreduzierten Ernährung, auf psychische Erkrankungen.
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Text: Lisa Schoißengeier
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