Im Fokus: Somatoforme Störungen
Das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele ist komplex. Auch Krankheitssymptome lassen sich oft nicht eindeutig einem der beiden Bereiche zuordnen. Sogenannte somatoforme Störungen verdeutlichen diese Wechselwirkung auf eindrückliche Weise – und bedeuten für Betroffene häufig einen großen Leidensdruck. Prim. Dr. Hanspeter Stilling, Ärztlicher Leiter der Psychosozialen Rehabilitation im Gesundheitsresort Königsberg, und OÄ Dr. Iris Samwald von der Abteilung Innere Medizin/Psychosomatik am Landesklinikum Baden klären auf.
Was sind somatoforme Störungen?
Der Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Lebensumständen sowie deren Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten steht im Zentrum der psychosomatischen Medizin. Somatoforme Störungen sind eine spezifische Form psychosomatischer Erkrankungen.
„Der Begriff somatoforme Störungen fasst körperliche Symptome zusammen, die das Vorliegen einer medizinischen Erkrankung oder Störung vermuten lassen, ohne dass jedoch eine organische Ursache dafür gefunden werden kann“, beschreibt Prim. Dr. Hanspeter Stilling, Ärztlicher Leiter der Psychosozialen Rehabilitation im Gesundheitsresort Königsberg.
Diese Symptome, zu denen beispielsweise Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden, chronische Schmerzen, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit oder Schlafstörungen zählen, können den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen und einen hohen Leidensdruck verursachen.
Ursachen für somatoforme Störungen gibt es viele
Die Ursachen somatoformer Störungen sind von Person zu Person unterschiedlich, sagt Stilling:
„In den meisten Fällen handelt es sich um eine Kombination verschiedener Faktoren, darunter biologische und genetische Einflüsse, Belastungen oder ungünstige Lebensumstände währendder Kindheit und Jugend. Doch auch Veränderungen im Lebensstil, ein besorgter Umgang mit körperlichen Beschwerden, berufliche Belastungen, soziale Konflikte oder ein Mangel an sozialer Unterstützung können eine Rolle spielen.“
OÄ Dr. Iris Samwald von der Abteilung Innere Medizin/Psychosomatik am Landesklinikum Baden ergänzt, dass auch individuelle Auslöser wie eine banale Erkrankung oder Stress zu einer körperlichen Reaktion, etwa zu schnellem Herzschlag, führen können, die als potenziell gefährlich wahrgenommen wird. „Dadurch, dass die Betroffenen ihre gesamte Aufmerksamkeit auf dieses Symptom richten, wird auch dessen Intensität verstärkt. Das führt in einen Teufelskreis“, sagt die Ärztin.
Abgrenzung zur Hypochondrie
Kann man somatoforme Störungen mit Hypochondrie vergleichen? Nein, sagt Oberärztin Iris Samwald, denn:
„Bei somatoformen Störungen stehen die körperlichen Symptome im Vordergrund. Die Hypochondrie ist eine Unterform davon, bei der die Angst vor einer schwerwiegenden Krankheit dominiert, selbst wenn keine klaren körperlichen Anzeichen dafür vorhanden sind.“
Was beide Störungsbilder gemeinsam haben, ist eine oft langwierige Untersuchungsodyssee:
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Text: Michaela Neubauer
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