Ein Zentrum für die Frau
Genderspezifische Medizin: In Wien entwickelten drei Frauen das Konzept eines interdisziplinären Frauengesundheitszentrums, das 2026 eröffnet wird.
Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus – dieser geflügelte Spruch ist seit rund 20 Jahren bekannt, als das gleichnamige Buch auf den Markt kam. Darin beschäftigt sich die Autorin mit den zahlreichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Lange Zeit beschäftigte man sich in der medizinischen Forschung jedoch ausschließlich mit dem Mann: Studien und klinische Tests wurden lange Zeit überwiegend an Männern durchgeführt. Die Folge: Frauenspezifische Krankheitsbilder erhielten zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei ist die Gesundheit von Frauen aufgrund der Reproduktion und der Hormone komplexer. Von den Wechseljahren über das prämenstruelle Syndrom (PMS) bis hin zu Endometriose und postnatalen Depressionen sind Frauen in mehrfacher Hinsicht gesundheitlich belastet. Und noch etwas betrifft Frauen häufig: Fehldiagnosen. Viele Frauen werden aufgrund von Symptomen, die oft schwer zu deuten sind, von Ärzten nicht ernst genommen oder falsch behandelt. Dies ist besonders problematisch bei Erkrankungen wie Endometriose oder Wechselbeschwerden, die häufig erst spät richtig diagnostiziert werden. Laut einer aktuellen Studie gaben 43 Prozent der Frauen an, dass sie nicht ausreichend über ihre Krankheiten aufgeklärt wurden, während 48 Prozent angaben, an Endometriose zu leiden, einer Krankheit, die oft unheilbar bleibt. Gleichzeitig wechselten 22 Prozent der Befragten aufgrund mangelnder Expertise den Arzt bzw. die Ärztin. Durch Mehrfachuntersuchungen, Fehldiagnosen und die fehlende Spezialisierung auf frauenspezifische Krankeheitsbilder ist zusätzlich das Gesundheitssystem belastet.
Zentren in ganz Österreich geplant
Valeria Foglar-Deinhardstein, MSc, Dipl.-Ing. Sigrid Hanzl und Dr. Anna Krenn stellen sich diesen Herausforderungen: Die drei Frauen entwickelten ein Konzept für ein interdisziplinäres Frauengesundheitszentrum. Das Ziel: Frauen aus allen Altersgruppen sollen an einem Ort spezialisierte, ganzheitliche und effiziente medizinische Versorgung erhalten. Unternehmerin Valeria Foglar-Deinhardstein gründete das Unternehmen „Viedonna“ gemeinsam mit Architektin und Immobilienenwicklerin Sigrid Hanzl und Gynäkologin und Frauengesundheitsexpertin Anna Krenn. Das Frauengesundheitszentrum setzt auf drei Säulen: Verschiedene medizinische Fachrichtungen wie Gynäkologie, Psychotherapie, Endokrinologie, Urologie und Physiotherapie sollen an einem Ort zusammengeführt werden. Das ermöglicht eine umfassende und schnellere Diagnose sowie eine individuell zugeschnittene Behandlung. Neben der persönlichen medizinischen Versorgung werden auch moderne Telemedizin-Dienste angeboten, die es Frauen ermöglichen, bequem von zu Hause aus ärztlicher Beratung zu erhalten. Das Zentrum bietet außerdem einen geschützten Raum, in dem Frauen sich ohne Bedenken über ihre Gesundheitsprobleme äußern können. Anfang 2026 wird das erste interdisziplinäre Frauengesundheitszentrum seine Türen öffnen. Für die Zukunft haben die drei Unternehmerinnen große Pläne: Es ist geplant, Zentren in ganz Wien und Österreich zu eröffnen, die bis zu 3.890 Patientinnen pro Monat behandeln und damit erhebliche Effizienz und Kostenersparnis bewirken.
Foto: © Viedonna