Alarmstufe Rot!

Hitzewellen, häufigere Naturkatastrophen, mehr Allergien, neue Viren und Bakterien – das sind nur einige der Folgen des Klimawandels. Warum wir jetzt gemeinsam handeln müssen und wie wir das Ruder herumreißen können, weiß GESUND & LEBEN.

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48,8 Grad diesen August auf Sizilien – (trauriger) Hitzerekord für Europa. 49,5 Grad. Anfang Juli beherrschte ein weiterer Temperaturrekord die Schlagzeilen. Gemessen wurde er nämlich im ansonsten so kühlen Lytton nordwestlich von Vancouver – eine Region im Westen Kanadas. Heute ist von dem 300-Einwohner-Dorf nur noch Schutt und Asche übrig. Nach der tagelangen Hitzewelle zerstörte ein Feuer nahezu den ganzen Ort. Temperaturen wie diese sind in Österreich zwar noch nicht an der Tagesordnung – der höchste Wert wurde mit 40,5 Grad am 8. August 2013 in Bad Deutsch-Altenburg verzeichnet – Hitze ist aber auch bei uns das gefährlichste durch den Klimawandel verursachte Gesundheitsproblem.

Hitze als größte Gefahr

„Der Hitzesommer 2003 sorgte mit 70.000 Toten für die größte Naturkatastrophe der vergangenen 100 Jahre in Europa“, fasst es die renommierte deutsche Umweltmedizinerin Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann in drastische Zahlen. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin, der Wissenschaftsjournalistin und Geografin Katja Trippel, zeigt sie in ihrem Buch „Überhitzt“, welche Folgen der Klimawandel für unsere Gesundheit hat. Die Auswirkungen von Hitzewellen betreffen dabei viele Menschen. „Überhitzung und Dehydrierung können eine tödliche Kombination sein, besonders für jene, die bereits anfällig sind“, erläutert die Medizinerin.

Katja Trippel, Wissenschaftsjournalistin & Geografin (Berlin)

Katja Trippel,
Wissenschaftsjournalistin & Geografin (Berlin)

Univ.-Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Leiterin der Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät und am Universitätsklinikum Augsburg und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz-Zentrum München

Univ.-Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann,
Leiterin der Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät und am Universitätsklinikum Augsburg und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz-Zentrum München

Viren & Bakterien

Auch auf neue Erkrankungen, die bisher unter dem Bereich „tropisch“ zu finden waren, muss sich die Ärzteschaft samt ihrer Patientinnen und Patienten einstellen. Der Grund: Die Erd-erwärmung verändert unser Ökosystem, in dem sich mittlerweile Viren und Bakterien wohlfühlen und vermehren, die bisher hierzulande nicht anzutreffen waren. Ein Beispiel ist das aus Afrika stammende West-Nil-Virus, das von heimischen Stechmücken auf den Menschen übertragen wird. 2009 wurde die Infektionserkrankung, die auch zur gefährlichen West-Nil-Fieber-Enzephalitis führen kann, erstmals als im Inland erworbener Virus in Österreich bestätigt, seitdem wurden rund 50 hier erworbene Fälle verzeichnet.

Allergien auf dem Vormarsch

Schon jetzt leiden fast 40 Prozent der Menschen in Österreich an einer Allergie – eine Zahl, die weiter steigen wird, wissen die beiden Buchautorinnen. „Wir sehen in diesem Bereich mindestens vier durch den Klimawandel ausgelöste Effekte, die sich auf unsere Gesundheit auswirken“, fasst Katja Trippel zusammen: „Längere Pollensaisonen, mehr Pollen pro Tag, eine qualitative Veränderung hin zu immer aggressiveren Pollen und neue Pollen wie etwa Ambrosia.“


Text: Claudia Sebunk | Foto: iStockphoto/Angkhan
Mehr zum Thema „Alarmstufe Rot!“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 09/21.

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Viele fitte Jahre

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