Die geliehene Oma

Lesen, spielen, herumtoben: Wenn Gabriele Staffel zu ihren Schützlingen kommt, beginnt die „Oma-Zeit“. Seit drei Jahren ist die 55-Jährige als Leihoma im Einsatz.

Ein ansteckendes Lachen empfängt einen, wenn Gabriele Staffel die Tür öffnet. Die 55-jährige Strengbergerin (Bezirk Amstetten) trägt ihre grauen Haare kurz geschnitten, ihre dunkelbraunen Augen strahlen durch die schwarze dicke Brille. Sie lebt gemeinsam mit ihrem zweiten Mann in einem Einfamilienhaus in dem beschaulichen Ort. Der erwachsene Sohn der lebensfrohen Frau ist längst aus dem Haus, er hat mittlerweile ein eigenes Kind. Seit drei Jahren kümmert sie sich nicht nur rührend um ihre zwei Hunde, sondern auch um fremde Kinder. Denn Gabriele Staffel ist Leihoma aus Leidenschaft.

Leihoma Gabriele Staffel ist nach den Besuchen bei ihren „Enkerln“ total geschafft, aber glücklich.

Suche nach Aufgabe
Auf die Idee, Kinder als Leihoma zu betreuen, kam Gabriele Staffel durch ihre Schwester. Nach dem Tod ihres Mannes fiel diese in ein Loch – bis Gabriele Staffel sie vier Monate später besuchte: „Meine Schwester war ganz verändert und ich hatte keine Ahnung, was passiert ist. Dann sagte sie zu mir: ‚Ich bin Leihoma‘. Und ich habe nur gemeint: ‚Um Gottes Willen, du bist ja eine Oma. Wieso willst du ein Kind ausleihen?‘“ Der Grund dafür: Der Enkel der Schwester lebt 200 Kilometer von seiner Oma entfernt. Damit sie nicht ständig alleine ist, meldete sich die Schwester von Gabriele Staffel über die Diözese in Oberösterreich als Leihoma an. Gabriele Staffel beschloss daraufhin: Das mache ich auch.


LEIHOMA & LEIHOPA

Verschiedene Einrichtungen bieten Leihoma-Dienste an. In jedem Fall gilt: Die Leihoma bzw. der Leihopa bekommt ein fixes Entgelt, das vorher mit der Familie vereinbart wurde. Eine Übersicht über die Anbieter in Niederösterreich:

  • Familienbund Niederösterreich: Der Familienbund Niederösterreich entwickelte die Oma-Opa-Börse. Hier kann man online ein Formular ausfüllen, um eine Leihoma/einen Leihopa für seine Kinder zu finden. Auf dem gleichen Weg kann sich auch ein älterer Mensch für die Dienste in einer Familie melden. Zusätzlich bietet der Familienbund einen Babysitterkurs an. www.noe.familienbund.at

  • Katholischer Familienverband der Diözese St. Pölten: Der Familienverband der Diözese St. Pölten bietet ebenfalls auf der Homepage Informationen rund um die Leihoma-Tätigkeit. Auf telefonische Nachfrage wird ein persönlicher Gesprächstermin vereinbart. Auch für Eltern gibt es online eine Kontaktadresse, um Leih-Großeltern zu finden. www.familie.at

  • Betreut.at: Auf Eigeninitiative kommt es auf der Plattform „betreut.at“ an. Dort können sich potentielle Leihomas bzw. Leihopas ein Profil anlegen und selbst beschreiben, was sie suchen und ihre Fähigkeiten in einem kurzen Text formulieren. Achtung: Die Angaben werden nicht überprüft. www.betreut.at


Text: Daniela Rittmannsberger | Foto: istockphoto/ PeopleImages, Daniela Rittmannsberger
Mehr zum Thema „Die geliehene Oma“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 12/21.

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