Harmonisches Fest

Weihnachten soll ruhig und besinnlich sein, nach all den Anstrengungen dieses Corona- Jahres. GESUND & LEBEN zeigt, wie das Fest trotz aller Herausforderungen stress- und konfliktfrei ablaufen kann.

Die meisten Menschen haben vom Heiligen Abend ähnliche Vorstellungen: Verwandte von fern und nah reisen an, man fällt sich in die Arme und freut sich, dass man endlich wieder zusammenkommt, sitzt plaudernd bei einem besonderen Essen und singt gemeinsam unterm Christbaum, bevor es ans Auspacken der Geschenke geht. Ein paar Abstriche wird man allerdings auch heuer machen müssen. Nicht jeder kann oder will sich in großer Runde treffen. Die Frage, wie man es mit 2- oder 3-G-Nachweis innerfamiliär hält, gehört diskutiert. Und: Weltweite Logistik- und Lieferprobleme könnten dafür sorgen, dass nicht jeder Wunsch ans Christkind erfüllt werden kann. Voraussetzungen, die den schönen Weihnachtsfrieden stören können, aber nicht müssen. Die Psychologin Isabella Woldrich weiß, wie wichtig es ist, dass man sich im Vorfeld dieser besonderen Situation bewusst ist. „Wir haben es mit einer Mischung aus Angst, verhärteten Fronten und einer massiven Erschöpfung zu tun, mit der wir uns dem Weihnachtsfest in großen Schritten nähern. Wenn man sich nicht bewusst ist, dass die inneren Reserven schon knapp sind, kippt man nur allzu leicht in emotionsgeladene Situationen, denn man verfügt nicht mehr im ausreichenden Ausmaß über die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen oder deeskalierend zu handeln.“

Mag. Isabella Woldrich, Klinische und Gesundheitspsychologin, gibt Tipps, wie man den häufigsten Stress- und Streitfallen entkommt.

5 TIPPS: STRESSFREIES WEIHNACHTSFEST

Wir neigen dazu, uns vor Weihnachten zu viel aufzubürden. Die Zeit scheint zu rasen, alles soll noch vor dem neuen Jahr erledigt werden. Dann kommen noch die Vorbereitungen für die Feiertage dazu: Geschenke kaufen, Kekse backen, Weihnachtsbesuche und dann am 24. Dezember ein perfekt gedeckter Tisch und ein Vier-Gänge-Menü. Aber es geht auch anders.

  1. Realistische Zeitplanung: Genug Zeit einplanen. Lieber ein paar Abstriche machen und Termine auslassen, bevor der Terminplaner überquillt. Kalender ab 1. Dezember bewusst freihalten für Unvorhergesehenes. Neu anfallende Termine nach Möglichkeit auf Jänner legen. 

  2. Flexibel bleiben und delegieren: Man muss nicht alles alleine machen. Jedes Jahr ändern sich die Umstände. Kinder werden älter und können Aufgaben übernehmen, Familien sind ständig im Wandel – es muss nicht so sein, wie es immer war. Je flexibler man mit den Gegebenheiten in diesem Jahr ist, desto weniger Stress ist programmiert. 

  3. Raum für Fehler lassen: Gnädig mit sich selbst und anderen sein. Es muss nicht immer perfekt sein. Gerade die kleinen Fehler und Hoppalas machen uns sympathisch. 

  4. Freiraum zulassen: In den Weihnachtstagen kleben wir noch mehr aufeinander als sonst. Jeder braucht aber seinen Freiraum. Je mehr das Bedürfnis, sich zurückzuziehen, gegenseitig respektiert wird, desto weniger faule Ausreden braucht man, um sich kurz einmal wieder zu sammeln: spazieren gehen, sich mit Kopfhörern in eine stille Ecke setzen, sich hinter der Zeitung vergraben sind gute Möglichkeiten.

  5. Konflikte vermeiden: Es gibt Techniken, mit denen man sich selbst disziplinieren kann und die Geschwindigkeit aus sozialen Interaktionen nimmt, beispielsweise tief durchatmen, bevor man eine Antwort gibt und nachfühlen, ob diese Aussage zum Wohle aller oder nur zum Unterstützen des eigenen Egos beiträgt.  
    Beginnen Sie jeden Satz mit „Mir ist bewusst dass, ...“  Sie werden verblüfft sein, wie wenig uns „bewusst“ ist und wie viel wir einfach drauflosplappern, nur weil uns gerade danach ist.
    Auch das Umlenken der Aufmerksamkeit kann beruhigend wirken. Wenn die Oma wieder über das ewig gleiche Thema lamentiert, kann man die Kerzen am Weihnachtsbaum zählen. Damit schaltet man die rationale Gehirnhälfte ein und die emotionale Gehirnhälfte, die vielleicht gerne an die Decke springen möchte, kann sich etwas ausruhen.  


Text: Heike Kossdorff | Foto: ISTOCKPHOTO/ DEAGREEZ, CLEMENS FELLNER
Mehr zum Thema „Harmonisches Fest“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 12/21.

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