Kinder stark machen
Was Eltern tun können, um das Selbstwertgefühl ihres Kindes zu stärken. Warum viel Lob dabei kontraproduktiv sein kann und stille Kinder nicht unbedingt unsicher sind.
Früher war es einfach: „Wenn dich einer haut, dann hau zurück!“ Brachialgewalt als Ausdruck eines starken Selbstbewusstseins sozusagen. Moderne Eltern geben einen solchen Ratschlag in der Regel nicht mehr. Und wünschen sich doch ein Kind, das sich zu behaupten weiß. Ein Kind, das in der Sandkiste seinen Bagger verteidigt, sich gegen Hänseleien wehren kann, in der Peer-Group selbstbewusst zu seiner Meinung steht. Das nicht schüchtern in der Ecke sitzt, weil es Angst hat, von anderen abgelehnt zu werden und das – eine der größten Ängste von Eltern – in der Schule oder im Internet nicht zum leichten Mobbingopfer wird. Wenn Eltern also nicht mehr zum handgreiflichen Revanchieren aufrufen: Wie machen sie ihr Kind stark, sodass es sich in der Schulklasse, auf dem Pausenhof, im Internet behaupten kann? Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl ist dabei ein wichtiger Faktor. Der Grundstein dafür wird am Beginn des Lebens gelegt. „Es geht dabei um die Sicherheit, eine Existenzberechtigung zu haben, zu erfahren: Ich habe ein Recht zu sein, unabhängig von dem, was ich leiste“, erklärt die Elterntrainerin und Autorin Vera Rosenauer. Wird ein Kind geliebt, so wie es ist, werden seine Bedürfnisse gestillt, fühlt es sich von seinen Eltern „gesehen“, entwickelt es ein gesundes Maß an Urvertrauen. Eine positive Grundstimmung im Leben, das Gefühl: Ich bin gut so, wie ich bin. „Dieses Urvertrauen“, sagt Rosenauer, „hat einen großen Einfluss darauf, wie ein Kind jetzt und in Zukunft am Leben und an Gemeinschaften teilnimmt und sich dort verhält.“
Text: Sandra Lobnig | Fotos: ZVG, iStockphoto / Choreograph
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