Miteinander statt Gegeneinander

Corona hat die Gräben zwischen Jung und Alt vertieft und wenn es um Politik, Arbeitsmarkt und Umweltschutz geht, springt man sich an die Gurgel. Wirklich? Eigentlich gibt es nämlich gar keinen Generationenkonflikt, sagen Experten.

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Manche Dinge ändern sich eben nie: „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte“, erzürnte sich bereits Sokrates im alten Griechenland. Der berühmte Philosoph dachte generell viel über das Verhältnis zwischen Jung und Alt nach. „Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.“

So alt wie Menschheit selbst

Die Beziehung und Konflikte zwischen den Generationen sind ein Thema, das so alt ist wie die Menschheit selbst. Vom Sturm und Drang über die Nachkriegszeit bis hin zu den bekannten 1968er-Aufständen: Jung rebelliert gegen Alt, gegen deren Politik, deren Werte, deren Lebensstil. Und die Alten fordern mit Nachdruck Respekt, Vernunft, Moral und Anerkennung ein. „Es ist ein alter Hut, dass sich die Jungen von den Alten zu wenig ernst genommen, zu wenig gehört fühlen“, bringt es Familientherapeutin MMag. Katharina Henz auf den Punkt. „Das gilt aber auch in die umgekehrte Richtung.“ Je älter man wird, führt die Therapeutin weiter aus, desto mehr neige man dazu, das Eigene zu verteidigen und das Neue abzulehnen beziehungsweise zu belächeln. „Das sagt aber vor allem etwas über die Trauer aus, dass das Eigene nicht mehr so angesagt und bedeutungsvoll ist, wie man es gerne hätte. Und dass es Dinge gibt, bei denen man sich nicht mehr ganz so gut auskennt.“ Kurz: Alt blickt zurück, Jung nach vorn.

MMag. Katharina Henz, Familientherapeutin, Wien

MMag. Katharina Henz,
Familientherapeutin, Wien

INTERVIEW mit Michael Stadlmann

17 Jahre alt und stellvertretender AHS-Landesschulsprecher der Landesschülervertretung Niederösterreich. Im Gespräch mit GESUND & LEBEN gibt er Einblick in die Gedankenwelt der Generation Z.

Michael Stadlmann

Michael Stadlmann

Besteht aktuell überhaupt ein Generationenkonflikt?

Generell besteht durchaus ein Generationenkonflikt, aber gleichzeitig wird dieser auch gezielt künstlich geschürt. Wo ich auf jeden Fall einen Generationenkonflikt beobachte, ist am Arbeitsmarkt und bezüglich des Pensionssystems. Nicht zuletzt sehe ich einen Konflikt zwischen Jung und Alt auch bei politischen Entscheidungen – in dem Sinne, dass die Jugend generell von der Politik schwächer repräsentiert wird, da sie einen verhältnismäßig kleinen Teil der wahlberechtigten Bevölkerung ausmacht.

Welche Werte sind Jugendlichen heutzutage besonders wichtig?

Der Klimaschutz ist ein großes Thema. Darüber hinaus wird auch viel über die Europäische Union gesprochen. Der europäische Gemeinschaftsgedanke ist einer, der bei jungen Menschen sehr gut ankommt. Auch eine gute Ausbildung ist dem Großteil der Jugendlichen ebenso sehr wichtig.

Ist die Angst vor Arbeitslosigkeit oder unbefriedigender Arbeit unter Jugendlichen groß?

Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt ist wahrscheinlich schwieriger als für die Generationen vor uns. Das belastet viele Jugendliche. Gleichzeitig spornt das aber auch an, denn wir wissen, dass wir uns besonders anstrengen und bemühen müssen, um später im Leben erfolgreich sein zu können. Viele wünschen sich, dass sie mit ihrer Arbeit etwas bewirken können, einen Impact haben. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass es Unabhängigkeit und Selbstbestimmung braucht, um im Arbeitsleben überhaupt erfolgreich sein zu können. Will man etwas erreichen, muss man aus Überzeugung und Eigeninitiative heraus handeln.


Text: Manuel Simbürger | Fotos: iStockphoto / MonkeyBusinessImages, Katharina Henz, DGL Images, Silvia Jansen
Mehr zum Thema „Miteinander statt gegeneinander“ und zum Interview mit Michael Stadlmann erfahren Sie in GESUND & LEBEN 07+08/21.

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