„Die Diagnose hat mich stärker gemacht“

Dreizehn Jahre lang hat Alexander J. Rüdiger in der ORF-Show „Money Maker“ Kandidatinnen und Kandidaten mit einem Geldsegen glücklich gemacht. Sein privates Glück wurde durch eine Parkinson-Diagnose überschattet.

Grün-schillernder Smoking und schwarze Fliege waren sein Markenzeichen als Showmaster der Vorabendsendung „Money Maker“. Bis 2019 moderierte Alexander J. Rüdiger die beliebte ORF-Spielshow, in der die Kandidatinnen und Kandidaten in einer Gelddusche durch die Luft wirbelnde Banknoten einsammelten. Beruflich und privat wird Rüdiger seinem Ruf als Tausendsassa gerecht: Neben seinem ORF-Job leitete er eine PR- und Eventagentur, nahm an etlichen Extremmarathons teil, wanderte hunderte Kilometer auf Pilgerwegen und betätigt sich als Autor. Hinter den Kulissen war dem TV-Strahlemann aber oft nicht zum Lachen zumute: Vor sieben Jahren wurde bei dem 53-Jährigen die unheilbare Nervenkrankheit Parkinson diagnostiziert. Vier Jahre lang verbarg Rüdiger die Erkrankung, bei der durch absterbende Nervenzellen im Gehirn motorische Störungen hervorgerufen werden, vor der Außenwelt. Heute geht er mit der Krankheit offen um, wie er im GESUND & LEBEN-Interview verrät.

Sie haben dreizehn Jahre lang die ORF-Show „Moneymaker“ moderiert. Welchen Stellenwert hat Geld für Sie?

Geld steht für Anerkennung, Erfolg, Macht, Lebensqualität, Sicherheit, Selbstständigkeit und Freiheit. Geld ist ein ambivalentes Thema: Es ruft Stolz, aber auch Neid hervor. Es kann Fluch und Segen zugleich sein. Entweder ist es ein Sorgenthema, weil man ständig zu wenig davon hat oder weil man immer mehr haben will. Die Angst und der Stress, seine Rechnungen nicht bezahlen zu können, können unterschiedliche Krank­heiten hervorrufen und sogar Familien zerstören. Wenn du deine alltäglichen Probleme hingegen lösen kannst, dann nimmt Geld dir Stress und Angst. Nach meinem Empfinden brauche ich nicht viel Luxus im Leben. In der Zwischenzeit bin ich in einem Alter, in dem die Gesundheit ganz klar an erster Stelle steht. Die beste Heil­anstalt gibt es ohnedies fast umsonst: Reichtum ist es für mich Zeit zu finden, um in der grenzenlos schönen Natur unterwegs zu sein.       

Als passionierter Laufsportler verbringen Sie viel Zeit im Freien. Was hat Sie zum Laufen gebracht?

Nach meinem 30. Geburtstag besuchte ich aus reiner Neugierde ein Laufseminar. Und am nächsten Tag begann ich mit dem Laufen. Ich wohnte damals in der Nähe von Schönbrunn. Ich lief also hinüber zum Schlosspark – und musste am Eingangstor wieder umdrehen. Schon nach fünf Minuten war ich fix und fertig. Äußerlich machte ich zwar keinen unsportlichen Eindruck, aber ich war einfach völlig untrainiert und meine Kondition schlichtweg miserabel! Körperlich und seelisch angeschlagen zog ich mich nach Hause zurück. Trotzdem stachelte mich diese Niederlage an. Schon wenige Tage später machte ich mich wieder auf den Weg – und siehe da, es ging ein wenig besser. Ich spürte, dass beim Laufen nicht nur Muskeln und Blut mit Sauerstoff angereichert werden, sondern auch das Gehirn. In meinem Kopf sprangen Fenster auf und ließen frische Gedanken herein. Das fühlte sich gut, stark und lebendig an. So gewöhnte ich mich schnell an eine gewisse Regelmäßigkeit des Trainings und steigerte während der nächsten Wochen meine Laufzeiten auf 15 bis 20 Minuten täglich.

Bei Extremläufen in Afrika, Südamerika oder der Arktis belegten Sie vordere Plätze.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Marathon
erinnern?

Alex Krause, mein Freund und Vorgänger bei der „Money Maker“-TV-Show, schenkte mir zum 30. Geburtstag ein Package für den Stadtmarathon in Graz. Beim Stadtmarathon selbst war der Ehrgeiz nach dreißig Minuten gänzlich verschwunden. Genauer gesagt wurde er vollständig durch den nackten Überlebenswillen ersetzt. Hätte ich anfangs gewusst, wie viel Schmerz und Überwindung mir die folgenden Stunden abverlangen würden, wäre ich sicher nie an den Start gegangen. Aber es war zu spät und ich musste irgendwie weiterkommen. Während meine Kräfte langsam schwanden, wurde ich andauernd von anderen Läufern überholt. Ab diesem Zeitpunkt trieb mich nur noch der Gedanke voran, mit den anderen mithalten zu können, mir keine Blöße zu geben und den Lauf irgendwie zu Ende zu bringen. Es wurde ein langer und zäher Kampf. Als ich mich nach vier Stunden und zwanzig Minuten endlich über die Ziellinie schleppte, war ich ein Schatten meiner selbst. Ich schwor mir, dass ich so etwas nie wieder erleben wollte. Aber schon wenig später erkannte ich, was den Langstreckenlauf so faszinierend macht: Es geht um Ausdauer und darum, so lange durchzuhalten, bis man sein Ziel erreicht hat. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Laufen mein ständiger Begleiter.


Text: Jacqueline Kacetl | Foto: Suzy Stöckl
Mehr zum Gespräch mit Alexander J. Rüdiger zum Thema „Die Diagnose hat mich stärker gemacht” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 12/22.

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