Von Hand gemacht

Qualität aus der Region gibt es in vielen Manufakturen und Handwerksbetrieben in Niederösterreich. GESUND & LEBEN stellt einige ganz besondere Betriebe vor und hat einem jungen Kerzenzieher genau über die Schulter geschaut.

Nathan Streibl konzentriert sich. Bedächtig gießt er flüssiges Wachs in sechs hohe Gusseisenformen. „Man muss sich dabei Zeit lassen, damit es nicht spritzt“, sagt der 30-Jährige, während er Form für Form – in jeder ist ein Docht gespannt – langsam mit der gelblichen Flüssigkeit füllt. Sechs Stunden wird es dauern, bis das Wachs hart geworden ist. Nicht gelb, sondern terracottafarben wird es sein, weil Wachs seine Farbe ändert, wenn es aushärtet. Und Streibl wird noch einmal nachgießen müssen: „Wachs zieht sich zusammen, wenn es abkühlt.“ Bis die Kerzen fertig zum Verkauf sind, braucht es rund 18 Arbeitsschritte. Die Manufaktur „koch-kerzen“ im Waldviertler Mittelbergeramt stellt seit über 50 Jahren Kerzen her.
Wie Nathan Streibl machen auch andere Handwerksbetriebe und Manufakturen in Niederösterreich die Erfahrung, dass es vielen Menschen wichtig ist zu wissen, wer ein Produkt hergestellt hat, woher das Material kommt und welcher Arbeitsaufwand dahintersteckt. Seit Corona spielt Regionalität bei Kaufentscheidungen eine noch größere Rolle, und das nicht nur bei Lebensmitteln. Die Bereitschaft, mehr für regionale, handgefertigte Produkte zu bezahlen, ist zumindest in einem bestimmten Kundensegment vorhanden. „Unsere Kundinnen und Kunden wollen Qualität, da ist der Preis zweitrangig. Sie wissen, dass sie für eine in Österreich hergestellte Kerze mehr bezahlen müssen“, sagt Nathan Streibl.

 

SEIFENFIEBER

In ihrer kleinen Manufaktur in Aschbach stellt Angelika Sturl-Humpl Seifen, Balsame und Tinkturen her, die sie in ihrem Online-Shop und auf Märkten verkauft. Schon als kleines Kind von der Natur fasziniert kam die junge Unternehmerin vor vier Jahren zur Herstellung von Naturkosmetik. „Damals hat mich das Seifenfieber gepackt.“ Die Zutaten für ihre Produkte wählt sie sorgfältig aus. „Das Olivenöl lasse ich mir aus Griechenland von einer Frau schicken, die ich persönlich kenne. Das Bienenwachs kommt vom Imker aus der Umgebung, die Kräuter aus meinem Garten.“ Alle ihre Produkte sind palmölfrei. „Was mir besonders gut gefällt, ist, ein funktionelles Produkt wie eine Seife toll zu gestalten.“


Text: Sandra Lobnig | Fotos: Daniela Führer
Mehr zum Thema „Von Hand gemacht” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 12/22.

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