Endlich scharf sehen

Wenn die Sehkraft nachlässt, wird vieles zur Herausforderung. Neue Behandlungsmethoden im Bereich der Augenheilkunde machen Hoffnung – und sorgen für einen scharfen Blick.

Müssen Sie oft blinzeln und Ihre Augen zusammenkneifen, um etwas in der Ferne zu erkennen? Strengt Sie das Lesen an? Oder bekommen Sie bei Tätigkeiten, die Ihre Konzentration erfordern, schnell Kopfschmerzen? Dann leiden Sie möglicherweise an einer Sehbeeinträchtigung. Damit sind Sie nicht allein – ganz im Gegenteil: Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) und Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung, Astigmatismus) machen immer mehr Menschen das Leben schwer. Die Zukunftsprognosen sind alarmierend: Bis 2050 soll die Hälfte der Welt­bevölkerung kurzsichtig sein. Besonders häufig betroffen sind 25- bis 29-Jährige, was vorrangig mit veränderten Lebensumständen zusammenhängt: Immer mehr Tätigkeiten in unserem Alltag, wie der Blick auf das Smartphone, fordern das Auge im Nahbereich, während nur selten in die Ferne fokussiert wird. Die Brille ist für viele zu einem ständigen Begleiter geworden. Wenn dieser nicht mehr die gewünschte Sehverbesserung bringt oder als störend empfunden wird, kann mittlerweile auch aus zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten gewählt werden – mit teils beeindruckenden Erfolgsraten. GESUND & LEBEN hat den Überblick.

Kontaktlinsen – ja, aber richtig!

Insbesondere aus optischen Gründen greifen viele Menschen lieber zu Kontaktlinsen als zur Brille, weiß Univ.-Doz. DI Dr. Albert Daxer, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie in Wieselburg (NÖ): „Kontaktlinsen sind prinzipiell eine gute Alternative, jedoch kommt es auf die Art der Linse an.“ Am empfehlenswertesten, so der Experte, sind harte Kontaktlinsen. „Diese werden jedoch leider nicht auf Anhieb von allen Patientinnen und Patienten vertragen. Sie können zunächst kratzen und benötigen in der Regel eine Eingewöhnungsphase von rund einer Woche.“ Der einfachere und komfortablere Weg sind weiche Kontaktlinsen, die meist als Monatslinsen gekauft werden. Sie schmiegen sich an die Hornhaut an und vermitteln kein Fremdkörpergefühl. Monatslinsen haben jedoch einen entscheidenden Nachteil, meint Daxer: „Sie haben Einheitsgrößen und liegen mitunter so eng auf dem Auge auf, dass keine Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Hornhaut mehr gegeben ist und es manchmal zu schwerwiegenden Komplikationen, bis zu einer vollkommenen Eintrübung der Hornhaut, kommen kann. Harte Kontaktlinsen schwimmen hingegen auf dem Auge – dadurch gelangen genügend Nährstoffe an die Hornhaut und das Infektionsrisiko verringert sich.“

Laser gegen Sehschwäche

Will man gänzlich auf Brillengläser und Kontaktlinsen verzichten, so gibt es seit rund 25 Jahren die Möglichkeit, eine Fehlsichtigkeit mittels Laser zu korrigieren. „Im Zuge der Behandlung wird der Krümmungsradius der Hornhaut verändert, denn dieser ist ausschlaggebend für die Dioptrien des Auges. Bei Kurzsichtigkeit wird die Hornhaut flacher, bei Weitsichtigkeit steiler gemacht“, erklärt Daxer. Hierfür gibt es zwei Optionen: Bei der sogenannten LASEK-Methode wird das Gewebe nur an der Oberfläche der Hornhaut abgetragen, was die Behandlung besonders sicher und schonend macht. „Der einzige Nachteil dieser Methode ist, dass sich an der Oberfläche der Hornhaut Nervenendigungen befinden, weshalb Patientinnen und Patienten in den ersten ein bis zwei Tagen nach dem Lasern Schmerzen haben können“, so der Arzt. Die zweite Variante, LASIK, verursacht keine Schmerzen, diese geht jedoch mit einem gewissen Risiko einher, da der Gewebsabtrag in der Tiefe durch einen Schnitt in den Hornhautlappen erfolgt. „In den allermeisten Fällen läuft auch der LASIK-Eingriff reibungslos ab, selten kann es jedoch zu Langzeitkomplikationen kommen, gerade bei Patientinnen und Patienten, die eine sehr dünne Hornhaut haben. Hier sind Ärztinnen und Ärzte gefordert, nach strengen Kriterien abzuwägen, für welche Person welcher Eingriff infrage kommt“, betont Daxer.

Implantation bei Hornhauterkrankung

Auch für Personen mit einer normalen Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ist eine Laserbehandlung bis zu vier Dioptrien in der Regel problemlos möglich. Anders verhält es sich bei Patientinnen und Patienten mit Keratokonus – einer fortschreitenden Augenerkrankung, bei der die Hornhaut stark verformt ist. „Zwei Drittel der gesamtoptischen Leistung des Auges entstehen an seiner Vorderfläche. Ist diese nicht mehr regelmäßig gekrümmt, wie es bei Menschen mit Keratokonus der Fall ist, kommt es zu einer Sehverschlechterung, die mit einer Brille nicht mehr aufgehalten werden kann. Auch eine Laserbehandlung ist hierbei nicht möglich, denn es liegt bereits eine Gewebsschwäche vor – mit dem Abtrag von noch mehr Gewebe würde man die Erkrankung nur noch weiter anheizen“, erklärt Daxer. Als erstes Stadium der Behandlung kommen harte Kontaktlinsen zum Einsatz. Schreitet die Krankheit jedoch weiter fort, kann Betroffenen durch ein Vollring-Implantat, den sogenannten MyoRing, geholfen werden, mit dem einerseits die Sehschärfe verbessert und andererseits auch die Erkrankung gestoppt wird.

Fazit: Viele Wege führen zum Scharfblick. Man muss nur den für sich geeigneten finden.


Gesunde Augen im Herbst

Gerade im Herbst und Winter sind unsere Augen besonders stark belastet. Wind und warme Heizungsluft führen dazu, dass sie schneller austrocknen. Das wirkt sich auch auf unsere Augengesundheit aus. Einerseits können Sehschwächen zu trockenen Augen führen, andererseits können aber auch unbehandelte Benetzungsstörungen die Sehstärke beeinträchtigen. Vergessen Sie daher nicht, Ihre Augen mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Regelmäßiges bewusstes Blinzeln, ausreichend Lüften, eine Schale Wasser auf der Heizung, Luftbefeuchter oder Zimmerpflanzen fördern die Augengesundheit. Wenn die Reizung anhält, helfen Augentropfen dabei, den Tränenfilm zu stabilisieren und die Augenoberfläche geschmeidig zu halten.


Text: Michaela Neubauer | Fotos: Fotos: iStock_ Adam_Smigielski
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