Martin Bruno rollt
Durch einen Schicksalsschlag verliert der Reisejournalist Martin Bruno Walther ein Bein – und gewinnt eine neue Sicht auf das Leben.
Unzählige Reisen in die fernsten Länder der Welt hat der lebensfrohe Touristiker und Reisejournalist Martin Bruno Walther in den vergangenen Jahrzehnten unternommen. Nun befindet er sich auf der wohl unerwartetsten und abenteuerlichsten Reise seines Lebens. Und ist sich sicher: „Die Sicht der Dinge zu verändern, tut trotz aller Schmerzen gut.“
Aber alles auf Anfang: Es ist kurz nach Neujahr 2019, als Martin Bruno Walther zum ersten Mal merkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Kurz zuvor nimmt er noch an einem Silvesterrundflug über Wien teil, genießt den Blick auf die Stadt von oben. Zwei Tage später bekommt er einen höllischen Krampf im linken Bein. „Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Meine Kraft hat gerade noch ausgereicht, um meinen Nachbarn zu verständigen, der dann die Rettung gerufen hat“, erinnert sich der Journalist zurück. Im Landesklinikum Baden wird beim heute 55-Jährigen ein Blutzuckerwert von 580 festgestellt. „Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ich – wahrscheinlich schon jahrelang – Diabetes habe. Ich hatte keinerlei Symptome, außer dass ich ab und zu ein bisschen verschwommen gesehen habe und oft durstig war. Meine Gesundheit habe ich damals ähnlich gehandhabt wie mein Auto – solange es funktioniert, fahre ich damit nicht in die Werkstatt.“ Nach mehreren Untersuchungen steht schließlich der Auslöser seiner Schmerzen fest: ein akuter Arterienverschluss. Martin Bruno Walther wird ins Wiener Wilhelminenspital überführt und dort innerhalb der nächsten vier Wochen sechsmal operiert. Als er endlich entlassen wird, wartet die nächste Hiobsbotschaft auf den Mann: Seine Stelle wird gestrichen, er verliert völlig unerwartet den Job. Doch er lässt sich nicht unterkriegen. Als bekanntes und allseits beliebtes „Urgestein“ der Tourismusbranche tut sich rasch eine neue Chance auf: Er erhält ein Angebot von einem anderen Reisefachmagazin, darf seiner Leidenschaft, dem Reisen, weiter nachgehen. Für kurze Zeit sieht alles wieder gut aus.
Mentaler Einschnitt
Doch der nächste Schicksalsschlag lässt nicht lange auf sich warten: Im August 2020 geht Martin Bruno Walther mit dem Gefühl zu Bett, das rechte Bein würde ihm einschlafen. Als er wieder aufwacht, ist dieses bereits seit zehn Stunden ohne Blutversorgung. Ein weiterer Arterienverschluss – doch diesmal kommt jede Hilfe zu spät. Mit unerträglichen Schmerzen wird er ins Klinikum eingeliefert. Dass ihm der Arzt mitteilt, man müsse nun sein Bein amputieren, bekommt er nur noch am Rande mit.
Text: Michaela Neubauer | Foto: Privat
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