Tränen der Götter

Weihrauch ist wertvoll seit Jahrtausenden. Ihm wird auch eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.

Wie viel kostet das Gramm?“, fragt Rashid, unser Guide, bedeutungsvoll. Der Händler am Markt von Salalah (Oman) lächelt vielsagend. Die Ware sei ganz frisch, von bester Qualität – aber im Lager habe er noch bessere. Fast blendend weiß, in Kilosäcken, das Beste für Kenner, sagt er und hält uns eine Probe unter die Nase. Den könne man auch essen, beste Qualität für innen und außen, probiert der Händler einen Überzeugungsversuch. Nach langem Hin und Her einigt man sich auf 15 Rial, umgerechnet etwa 40 Euro für 500 Gramm besten Weihrauch. So läuft das Geschäft in Salalah.
Noch lange bevor im Oman Erdöl sprudelte, waren die dornigen Pflanzen Lebensgrundlage der Einheimischen und brachten etwa drei Viertel der Exporteinnahmen ein. Dreimal im Jahr wird das kostbare Gut geerntet, der erste Schnitt bringt die schlechteste Qualität hervor, Weihrauch dieser Sorte ist dunkelgelb-bräunlich. Der zweite Schnitt liefert schon besseren Weihrauch: Das Harz verklumpt zu dunkelgelben Brocken und gilt in unseren Breiten als „Kirchenqualität“. Erst der dritte Schnitt bringt die beste Qualität zutage – Harz, das zu fast reinweißen Klumpen härtet und einen charakteristisch-feinen Duft hat. „Den kannst du auch trinken“, sagt der Händler, reibt bedeutungsvoll über das Herz und macht eine Handbewegung nach unten. In der arabisch-deutschen Übersetzung bedeutet das: Weißer Weihrauch, in Wasser aufgekocht, wirkt blutdrucksenkend und schmerzhemmend. Wir glauben dem Händler und kaufen sicherheitshalber auch einen Tonbrenner dazu, weil wir ihn zuhause ja auch riechen möchten.


Text: Doris Simhofer | Fotos: iStock_fotomem
Mehr zum Thema „Tränen der Götter” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 12/22.

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Kochen muss nicht teuer sein!