Überschätzen Männer ihre Fruchtbarkeit?
Schon ab 40 Jahren sinkt die Fruchtbarkeit bei Männern und nimmt Einfluss auf die Gesundheit des Kindes.
Zwei Drittel aller Männer über 50 Jahre schätzen sich selbst als sehr oder eher fruchtbar ein. Dabei liegt liegen die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit zu 55,4 Prozent beim Mann. Das zeigt eine Studie des Kinderwunschzentrums an der Wien.
„Die männliche Fruchtbarkeit ist ein guter Indikator dafür, wie es um die Männergesundheit generell steht – und diese bereitet uns große Sorgen“, betont Prof. Heinz Strohmer, Gründer und ärztl. Leiter des Kinderwunschzentrums und meint weiter: „Es passiert immer öfter, dass wir Männern mitteilen müssen, dass sie nahezu unfruchtbar sind. Mit dem Thema Fruchtbarkeit sehen sich viele erst bei der Kinderwunschbehandlung konfrontiert, dabei sollten hier schon früh Maßnahmen gesetzt werden.“
Fruchtbarkeit als Tabuthema
Für 44,4 Prozent aller Befragten ist die männliche Fruchtbarkeit ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Auffällig ist, dass vor allem Personen zwischen 30 und 39 Jahren nicht über dieses Thema sprechen. „Dieses Ergebnis hat uns besonders erschreckt, da in diesem Alter der Kinderwunsch oft am größten ist. Wenn es nicht funktioniert, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, werden die Probleme oft zuerst bei der Frau gesucht. Dabei kann ein einfaches Spermiogramm schon für wichtige Erkenntnisse sorgen“, sagt Strohmer. Mit einem Spermiogramm wird die Zeugungsfähigkeit der Samenzellen des Mannes überprüft. Forschungsergebnisse belegen, dass der unerfüllte Kinderwunsch mehrheitlich auf die verminderte Spermienqualität zurückzuführen ist: In der Samenflüssigkeit österreichischer Männer befinden sich immer weniger Spermien. Auch aktuelle Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigen eine Abnahme der Spermienkonzentration. Noch vor 50 Jahren lag der Durchschnitt pro Milliliter Ejakulat bei über 120 Millionen Samenzellen – heute sind es nur noch 60 Millionen.
Fokus auf Lebensstil
Um die Spermienqualität zu verbessern und die Fruchtbarkeit zu steigern sind vor allem Nikotinverzicht, das Halten von normalem Körpergewicht, ausreichend Sport und körperliche Bewegung sowie der Verzicht auf Anabolika oder Hormonpräparate im Fitnessbereich wichtige Faktoren. Eine gesunde Ernährung, die viel frisches Obst und Gemüse, Nüssen, Olivenöl, wenig rotes Fleisch und stattdessen viel Fisch beinhaltet, spielt ebenfalls eine bedeutsame Rolle.
Männer, die sich von Expertinnen und Experten bei Fragen zu Fruchtbarkeit und Fertilitätsstörungen beraten lassen möchten, finden im neu gegründeten „Androzentrum“ Unterstützung.
Informationen: www.kinderwunschzentrum.at
Text: Michaela Neubauer | Foto: Kinderwunschzentrum an der Wien