Urlaub für Ihre Gedanken

Urlaubszeit heißt sich Zeit für sich selbst nehmen und nicht an die Arbeit denken – doch vielen Österreicherinnen und Österreichern gelingt es nicht, im Urlaub abzuschalten. Patrizia Tonin, Vorsitzende der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS) erklärt, wie man Gedanken und Emotionen klar von der Arbeit trennt.

Patrizia Tonin, Vorsitzende der ÖVS

Richtig vorsorgen

Wer alle wichtigen Aufgaben und Projekte vor dem Urlaub sauber abschließt und die Vertretung richtig brieft, schafft laut Tonin die wichtigste Grundlage für einen stressfreien Urlaub: „Das Abschalten wird schwierig, wenn man weiß: Nach dem Urlaub müssen erst einmal Probleme ausgebadet und unzufriedene Kolleginnen und Kollegen besänftigt werden.“

 

Den Urlaub einläuten

Wenn der letzte Arbeitstag vor dem Urlaub abgeschlossen ist und alle Vorbereitungen getroffen sind, kann die wohlverdiente freie Zeit beginnen. „Ein rein symbolischer Cut, zum Beispiel das Arbeitshandy stummzuschalten oder die Arbeitskleidung abzulegen, kann helfen, die tatsächliche mentale Trennung von der Arbeit zu schaffen“, erklärt Tonin. „Auch ein Wohlfühl-Ritual kann den Übergang markieren: Sich ein Bad einlassen, mit Freundinnen und Freunden ins Lieblingslokal gehen… Hauptsache, es tut gut und man kann die Themen aus der Arbeit loslassen.“

 

Schluss mit ständiger Erreichbarkeit

Das Gehirn braucht etwa eine Woche Zeit, bis es wirklich abschalten kann – im Urlaub geschäftliche E-Mails zu lesen, verschiebt diese Zeit weiter nach hinten. „Wer vor dem Urlaub alle offenen Projekte sauber abschließt, muss nicht ständig erreichbar sein“, so Tonin. Dazu gehört aber auch, die eigenen Grenzen zu akzeptieren und auszuhalten, wenn Aufgaben noch offenbleiben. „Dann muss man entweder delegieren oder verbindlich vermitteln, wann man wieder verfügbar ist. Denn es lässt sich einfach besser entspannen, wenn man Laptop und Handy im Urlaub mal beiseitelegt.“ Die Expertin empfiehlt beispielsweise eher eine Tageszeitung zu lesen, statt die News am Smartphone zu verfolgen, weil man sonst verführt ist, auch die Maileingänge zu checken und wieder in den Arbeitsmodus zu kippen. „Wer seine Geräte unbedingt verwenden möchte, sollte sich erlauben, die beruflichen WhatsApp-Gruppen und E-Mail-Accounts zu deaktivieren oder stumm zu schalten“, empfiehlt Tonin.

 

Innerlich „Stopp“ sagen

„Man muss sich immer vor Augen halten: Wenn es Probleme am Arbeitsplatz gibt, kann man diese nicht aus der Ferne lösen“, sagt Tonin. Manchmal lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass im Urlaub stressige Gedanken an die Arbeit aufkommen. Ein innerliches oder – je nach Umgebung – laut ausgesprochenes ‚Stopp!‘ schafft laut Tonin eine klare Abgrenzung. Auch im Urlaub darf mal die Arbeit zum Gesprächsthema werden – besonders, wenn stressige Gedanken sich hartnäckig halten. „Gespräche mit Freunden oder der Familie können entlasten. Das ist produktiver, als mit negativen Gedanken wie Frust und Ärger alleine zu bleiben“, sagt Tonin. Oft sind zu hohe Ansprüche an sich selbst die wahren Stressoren. Sie veranlassen uns zu negativen Gedanken bis hin zu imaginierten Katastrophenszenarien. Will man aus der Grübelspirale aussteigen, sollte man solche Gedanken aufschreiben: „Dann wandern die Gedanken aus dem Kopf direkt aufs Papier, so kann man sich sammeln, die nötige Distanz schaffen und leichter wieder auf Urlaubsmodus schalten.“


Text: Michaela Neubauer | Foto: Abdruck honorarfrei © Tom Poe Photography

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