Bänke gegen Einsamkeit

Als in Poysdorf eine Bank verschwindet, ergreift Egon Englisch die Initiative: Der 76-Jährige organisiert 30 Bänke, stellt diese auf Spazierwegen auf und will damit die Gemeinschaft fördern.

Drei Stunden gehen Kurt und Annemarie Berger und Henriette Bartl täglich spazieren. Eine Stunde brauchen sie, bis sie den Wald erreichen, durch den sie dann eine weitere Stunde spazieren. Und eine dritte Stunde gehen sie wieder nachhause. Der Älteste in der Runde ist Kurt. Er ist 76 Jahre alt, seine Frau 73. Henriette Bartl ist vor Kurzem 70 Jahre alt geworden. Auf ihrer täglichen Runde rund um Poysdorf kommen sie an etlichen Bänken in verschiedenen Farben vorbei. Es sind Bänke gegen die Einsamkeit. Denn seit es diese gibt, trifft sich vor allem die ältere Generation von Poysdorf dort, um miteinander Zeit zu verbringen.

Gestohlene Sessel

Zu den drei sportlichen Seniorinnen und Senioren gesellen sich noch Brigitte Straub, Rosa Rossmüller, Inge Petelinz, Erwin und Theresia Schimpf und allen voran Egon Englisch. Der 76-Jährige ist es, der die Idee mit den Bänken hatte. Englisch setzt sich für die älteren Menschen in Poysdorf ein und gründete unter anderem die Tratscherlrunde: Einmal im Monat treffen sich ältere Menschen im Gasthaus, um miteinander Zeit zu verbringen. In dieser Runde erzählt eines Tages eine Dame, die jeden Tag spazieren geht, dass eine Bank verschwunden sei, auf der sie immer gerne gesessen ist. Sie stellt daraufhin einen Sessel hin, um ihre Pause machen zu können. Der Sessel aber wird gestohlen – genauso wie der zweite Sessel, der dem ersten folgt. Egon Englisch ergreift daraufhin die Initiative – die Idee, verschiedene Bänke aufzustellen, ist geboren. In seiner Tratscherlrunde fragt Egon, wo die Menschen denn gerne Bänke zum Verweilen hätten. Bis dato gab es Bänke im Stadtgebiet von Poysdorf. Außerhalb – am Weg zum Wald beispielsweise – findet man weit und breit keine Sitzgelegenheit. So sehen manche betagtere Poysdorferinnen und Poysdorfer davon ab, überhaupt spazieren zu gehen.

Lustiges Miteinander

Egon Englisch besucht verschiedene Firmen und ersucht um Spenden für die Bänke. Mit Erfolg: Die erste Bank wird am Dreifaltigkeitsplatz aufgestellt. Nach und nach werden so insgesamt 30 Bänke außerhalb von Poysdorf aufgebaut. In einem Rundschreiben informiert Englisch die Bewohnerinnen und Bewohner. Seither finden sich häufig die unterschiedlichsten Konstellationen an Menschen zusammen, um auf den Bänken Rast zu machen und zu plaudern.


Text: Daniela Rittmannsberger | Fotos: Daniela Führer
Mehr zum Thema „Bänke gegen Einsamkeit” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 01+02/23.

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