Schlafräuber & Traumdeuter
Warum träumen wir? Und was bedeuten Albträume? GESUND & LEBEN wirft einen Blick auf das Phänomen „Traum“ und erklärt, wie es gelingt, ruhiger zu schlafen.
Ich renne. Renne um mein Leben. Hinter mir ein Mann, er schießt auf mich, er trifft mich, doch ich spüre nichts, renne weiter, immer weiter. Meine Stimme versagt, als ich um Hilfe rufe – doch plötzlich hebe ich ab. Ich fliege und sehe das Bild der Verfolgung nun aus sicherer Entfernung, aus der Vogelperspektive, denn ich kann fliegen. Schweißgebadet wache ich auf, bekomme kaum Luft. Ich bin in Sicherheit. Den ganzen Tag über verfolgt mich dieser Albtraum. Was war da los, heute Nacht? Wer ist hinter mir her und warum träume ich etwas so Bedrohliches?
Auf das Warum hat die Wissenschaft bisher keine eindeutige Antwort, doch die Hirnforschung, Schlafforschung, Psychologie und Theologie beschäftigen sich intensiv mit dem Phänomen „Traum“. Der finnische Traumforscher Antti Revonsuo geht in seiner „Threat Simulation Theory“ davon aus, dass wir in Albträumen gefordert sind, gefährliche Situationen zu simulieren. Dr. Brigitte Holzinger, Psychologin und Leiterin des Instituts für Bewusstseins-Traumforschung in Wien, bestätigt das: „Träume helfen uns, mit Ängsten besser umzugehen. Prinzipiell gehen wir daher davon aus, dass Träume der Emotionsregulation dienen. In einen Traum fließen viele Aspekte unseres Wachlebens ein, sie stellen sich aber im Traum anders dar“, so die Expertin. „Albträume können sich um Themen ranken, mit denen man bisher nicht zurechtgekommen ist; mit Stress, Ängsten, persönlichen Krisen, familiären Problemen, Krankheit und vielem mehr. In diesem Sinn ist der Traum auch eine Art kleine Psychotherapie und kann als Warnzeichen gesehen werden, um das Leben etwas zu überdenken.“
„Träume helfen uns, mit Ängsten besser umzugehen. Prinzipiell gehen wir daher davon aus, dass Träume der Emotionsregulation dienen.“
Einfach besser schlafen
Seminare zur Traumarbeit und zu gesundem Schlaf: www.traum.ac.at/seminare
Schlafcoaching: Einen Universitäts-Lehrgang zu „Schlafcoaching“ bietet die Meduni Wien gemeinsam mit dem Institut für Bewusstseins-Traumforschung Wien. Inhalte: Nicht-medikamentöse oder psychologische Behandlungskonzepte von Schlafstörungen (z. B. Schlafedukation, Elemente der kognitiv behavioralen Therapie, der Gestalttherapie und der Hypnotherapie, der Gesprächsführung und der Albtraumbewältigung). Grundlagen der Psychologie, Pathologie des Schlafes (neurologisch, psychiatrisch, internistisch, altersspezifisch). www.schlafcoaching.org/history
Schlaflabor: Bei anhaltenden Schlafstörungen und dem Verdacht auf nächtliche Schlafaussetzer ist eine Untersuchung im Schlaflabor ratsam. Atmung und Schlaf der Patientinnen und Patienten werden während der gesamten Untersuchungsnacht von geschultem Personal mit modernem Monitoring überwacht und aufgezeichnet. Am nächsten Tag erfolgen Auswertung, Diagnosestellung und Befundbesprechung.
Schlaflabor Universitätsklinikum Krems: Tel.: 02732/9004-12371, pneumologie@krems.lknoe.at
Schlaflabor Landesklinikum Hochegg: Tel.: 02644/6300-11966, schlaflabor@hochegg.lknoe.at
Schlaflabor Landesklinikum Melk: Tel.: 02752/9004-15101, schlaflabor@melk.lknoe.at
Text: Doris Simhofer | Fotos: iStock_People_Images, ANDREAS KOWACSIK
Mehr Themen für Ihre Gesundheit erfahren Sie in GESUND & LEBEN.