So geht Erholung!
Lang haben wir die Urlaubszeit herbeigesehnt. Schließlich geht es darum, die Batterien wieder aufzuladen und Belastungen abzubauen. Doch wie gelingt das am besten?
„Oh Augenblick, verweile doch, du bist so schön!“ Frei nach Johann Wolfgang von Goethes „Faust“ fühlen sich viele so in der schönsten Zeit des Jahres – der Urlaubszeit. Dem Alltag und der Fremdbestimmung entfliehen, den Tag nach den eigenen Präferenzen planen können – oder gerade auch nicht planen müssen, die Seele baumeln lassen, gemeinsam Schönes erleben, neue Landschaften und Kulturen kennenlernen, spannende Eindrücke sammeln und so die eigenen Batterien wieder aufladen. „Genau das sind die Zutaten, die zur Erholung im Urlaub führen“, bestätigt Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Blasche, Psychologe, Psychotherapeut und Autor des Sachbuches „Erholung 4.0“. „Grundsätzlich verstehen wir unter Erholung die Wiederherstellung des Ist-Zustandes nach einer Belastung. Typischerweise sind es Arbeitsbelastungen, aber auch ein anstrengender Alltag kann Folgen für unsere physische und psychische Gesundheit haben, sich negativ auf unser Wohlbefinden und auf unsere Leistungsfähigkeit auswirken“, erläutert der Psychologe. „Erholungsphasen wirken dem entgegen, das gilt für längere Urlaube genauso wie für kurze oder für Arbeitspausen zwischendurch.“
„Ich rate vor allem in den ersten Urlaubstagen zu einer Handy-Abstinenz. Denn auch wenn ich nur kurz meine E-Mails lese, kann mich das gedanklich viel länger beschäftigen und verhindern, dass ich mich innerlich von der Arbeit distanzieren kann.“
Abschalten bitte!
Wie lange sollte man nun aber der süßen Auszeit frönen, um maximale Erholung zu erreichen? „Darüber gibt es geteilte Ansichten. Die Datenlage weist jedoch darauf hin, dass ein Urlaub ab acht bis zehn Tagen das Wohlbefinden nicht mehr maßgeblich erhöht“, so Blasche. „Erholung erfolgt typischerweise in den ersten freien Tagen – da sehen wir einen deutlichen Abbau von Ermüdung und eine deutliche Zunahme des Wohlbefindens.“ Entscheidend dafür sei, wie gut man abschalten könne. In einer digitalisierten Welt von heute ist dies durchaus wörtlich zu verstehen: Denn Smartphones, Tablets und Co. sorgen dafür, dass wir überall und rund um die Uhr erreichbar sind – oder besser: sein können, wenn wir dies zulassen, wie der Experte erläutert: „Ich rate vor allem in den ersten Urlaubstagen zu einer Handy-Abstinenz. Denn auch wenn ich nur kurz meine E-Mails lese, kann mich das gedanklich viel länger beschäftigen und verhindern, dass ich mich innerlich von der Arbeit distanzieren kann.“ Wer weiter an den Job denkt, hält seinen Stresspegel hoch – und die Erholung gering. Das belegen auch Studien wie jene der Wilhelms-Universität Münster zur Rolle von Kommunikationsmedien im Urlaub. Das Ergebnis: Je mehr die Teilnehmenden E-Mails und SMS geschrieben sowie Nachrichtendienste benutzt haben, desto weniger konnten sie abschalten und desto geringer war die Erholung – und das unabhängig vom Kommunikationspartner. Daher besser: einfach mal abschalten.
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Text: Claudia Sebunk | Fotos: iStock_Irina Shatilova; Nurith Wagner-Strauss
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