Von der Backstube ins Krankenbett: Christoph Ströck & die Diagnose ME/CFS
Der Gründer von Ströck-Feierabend leidet seit fünf Jahren an ME/CFS (Myalgische Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome), einer schweren neuroimmunologischen Erkrankung. Als Covid-19-Folge ist die viel zu wenig erforschte Krankheit in der breiten Masse angekommen. GESUND & LEBEN sprach mit Neurologen Michael Stingl und den Leitern der WE & ME Foundation Michael Ströck und Marie-Therese Burka. Ziel der Stiftung ist es, die ME/CFS-Forschung zu fördern.
Christoph Ströck liegt Innovation im Blut: Er gründete das hippe Bäckerei-Spin-off Ströck-Feierabend und erfand gemeinsam mit Bruder Philipp das Brot neu. Das umtriebige Duo reiste nach San Francisco und Seattle, besuchte die besten Backstuben der Welt, auch das Breadlab der Washington State University und knetete die frischen Ideen in Wien-Donaustadt in Sauerteige nach Omas Rezept mit langer Teigruhe ein.
Nun zum Kontrastprogramm, das deutlicher nicht sein könnte: Christoph Ströck liegt im Bett – seit fünf Jahren. Es begann mit dem posturalen Tachykardie-Syndrom (POTS): extremen kognitiven Problemen, stark erhöhter Infektionsanfälligkeit und Belastungsintoleranz. Sein Zustand wurde immer schlechter. Heute fällt ihm selbst das Sprechen schwer – er drückt sich schriftlich aus, gerne auf Twitter (@cstroeckw), dem einzigen Kontakt zur Außenwelt. Selbst Familienmitglieder besuchen ihn nur nach einigen Tagen in Quarantäne, um virale Ansteckungen zu vermeiden.
Was ihm fehlt? Darüber rätselten viele Ärztinnen und Ärzte in Österreich lange Zeit – und erstellten Fehl-Diagnosen. Gewissheit brachte erst eine Reise in die US-Universitätsklinik Stanford: ME/CFS (Myalgische Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome) – in schwerer Form. Warum, ist bis heute unklar. War eine Virus-Erkrankung vor der Covid-Pandemie der Auslöser? Oder erbliche Risikofaktoren innerhalb der Familie? Auch Bruder Philipp Ströck erkrankte – nach Christoph und ebenfalls vor Covid-19. Ihm geht es besser, aber auch er ist im Alltag stark eingeschränkt und kann nicht mehr in der Backstube arbeiten.
Bruder Michael Ströck ist Investor und gesund: „Eine Hypothese lautet: ME/CFS könnte eine Autoimmunerkrankung sein, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet und zum Schutz Funktionen herunterfährt. Aber die Krankheit bringt uns an den Rand unseres Verständnisses.“ Internationale Experten vermuten autoimmune, infektiöse und dysfunktionale Stoffwechsel-Prozesse als wahrscheinliche Erklärungsmodelle.
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Text: Karin Lehner | Fotos: Lukas Lorenz
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