Was bringen Vitamininfusionen?
Ob gegen Jetlag, als Frischekick bei einem Hangover oder als Anti-Aging-Methode – Infusionskuren decken ein breites Spektrum an Möglichkeiten ab und bieten großes Potenzial für Gesundheitsbewusste.
Nicht erst dann eingreifen, wenn bereits ein Mangel vorliegt, sondern den Körper schon präventiv mit einem Vitamin-Boost versorgen und damit das Immunsystem stärken – das ist das Ziel von intravenösen Vitaminkuren. Diese werden direkt in die Blutbahn verabreicht. So wird unter anderem sichergestellt, dass Wirkstoffe vollständig vom menschlichen Organismus aufgenommen werden können, ohne verloren zu gehen.
Infusion to go
Der IVme Youth Club im Herzen von Wien setzt genau auf diese Art von Vorsorge. Geschäftsführerin und Gründerin Marie Huter spricht der Infusionstherapie eine große Wirkung in puncto Jugendlichkeit, Vitalität, Gesundheit und Wohlbefinden zu. Gemeinsam mit dem Allgemeinmediziner Dr. Christoph Skudnigg klären Patientinnen und Patienten im Vorfeld ab, wie es um ihren persönlichen Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen bestellt ist, bevor eine individualisierte Infusion verabreicht wird.
Mit GESUND & LEBEN hat Dr. Christoph Skudnigg über den Wirkungsmechanismus von Infusionskuren gesprochen.
Es heißt immer wieder, Menschen mit gesundem Lebensstil, die sich ausgewogen ernähren, brauchen keine Vitamininfusionen…
… prinzipiell stimmt das auch. Fakt ist aber, dass sich nicht viele Menschen tatsächlich ausgewogen ernähren – auch diejenigen, die es denken, tun es in vielen Fällen nicht. Ob jemand einen Bedarf an Vitamininfusionen hat, hängt aber zu einem sehr großen Teil davon ab, wie fit er oder sie sich fühlt oder wie die individuellen Gesundheitsziele aussehen.
Ist für eine optimale Zusammensetzung der Infusionskuren ein Blutbefund notwendig?
In einigen Fällen, beispielsweise, wenn es um einen Eisenmangel geht, ziehen wir Laborwerte heran. Wenn es sich um eine Standardsupplementation, zum Beispiel mit Vitamin C, Selen und Zink handelt, ist ein Blutbild aber meist nicht notwendig, da die Dosen, die wir hier verabreichen, kein toxisches Ausmaß annehmen können. Vitamin C ist ein wasserlösliches Vitamin und wird bei Überdosierung über die Niere ausgeschieden.
Dasselbe gilt für viele andere Stoffe auch. Teilweise ist die Supplementation in höheren Maßen sogar sinnvoll, etwa bei Selen. Denn Menschen, die sich gesund und abwechslungsreich ernähren, essen meist auch viel Fisch. Häufig enthält dieser jedoch schädliche Schwermetalle, die mithilfe von Selen besser aus dem Körper ausgeschwemmt werden können.
Inwieweit tragen Infusionskuren zum Anti-Aging bei?
Wir setzen hierbei auf die sogenannten NAD+ Infusionen. NAD+ steht für B-Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid und ist ein wichtiges Molekül in unserem Körper, das sich in jeder einzelnen Zelle befindet. Es hilft bei der Umwandlung von Glukose in Energie und unterstützt bei der Reparatur der DNA und Verlängerung der Telomere, die Alterungsprozessen, Stress und Entzündungen entgegenwirken. Aber mit den Jahren werden sie kürzer und wir altern. Infusionen mit NAD+ können das NAD+ Niveau im Gleichgewicht halten, um die körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern. Dadurch erholt sich unser Körper schneller von Belastungen und Stress, außerdem unterstützt es dabei, eine höhere Toleranzschwelle aufzubauen, um künftiger Beanspruchung standzuhalten und bessere Leistungen zu erzielen.
Das mittlere Alter ist oft geprägt von vielen Umstellungen im Leben, das betrifft bei Frauen beispielsweise die Menopause. Können Infusionskuren auch hier eine Verbesserung erzielen?
Bei den klassischen Begleiterscheinungen des Wechsels wie Konzentrationsstörungen oder Haarausfall ist die klare Anlaufstelle die gynäkologische Fachärztin bzw. der Facharzt. Dort können weitere Therapieschritte eingeleitet werden. Der Ansatzpunkt ist aber ein anderer: Gehen wir von der Durchschnittsfrau mittleren Alters aus. Diese hat in vielen Fällen die Hauptsorge für ihre Kinder getragen, wahrscheinlich nebenbei gearbeitet und dementsprechend aufgrund von Stress und wenig Zeit für Selbstfürsorge vermutlich ein paar Lebensjahre ihres biologischen Alters auf dem Weg liegen gelassen. Hier kann NAD+ dazu beitragen, die biologische Uhr zurückzudrehen, das Leben wieder aktiv zu gestalten und potenzielle Krankheiten zurückzudrängen.
Wem würden Sie die NAD+ Infusionen konkret empfehlen?
Die internationale wissenschaftliche Datenlage zu diesem Thema ist noch sehr gering, daher gibt es bislang noch keine klaren Handlungsempfehlungen. Aus meiner Interpretation der Grundlagenforschung sind jedoch all jene geeignete Kandidaten für NAD+ Infusionen, die sehr viel Raubbau am eigenen Körper betrieben haben, das heißt, sehr viel Stress, wenig Bewegung, Rauchen, Alkohol, Fettleibigkeit, etc. Denn all diese Faktoren können mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später zu Zivilisationskrankheiten führen.
Ein Eisenmangel betrifft vor allem junge Frauen und kann zu Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Kreislaufbeschwerden führen. Wirkt eine Eiseninfusion anders als Tabletten?
Tabletten sind durchschnittlich schlechter verträglich als Infusionen, da sie in einigen Fällen Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden verursachen, zum anderen ist die Resorption von Eisen sehr gering und es dauert lange, bis man ein durchschnittliches Eisendefizit über Tabletten aufgefüllt hat. Mit einer Infusion muss das Eisen nicht über den Darm aufgenommen werden, sondern die gesamte Dosis wird direkt in die Blutbahn eingebracht.
Text: Michaela Neubauer | Fotos: IVme Youth Club