Das steckt hinter der Antriebslosigkeit im Winter

Wussten Sie, dass Sie für psychisches und physisches Wohl­befinden nur zwei Dinge benötigen?

Das sind einerseits zwischenmenschliche Beziehungen und andererseits Licht. Hätten Sie v.a. letzteres gedacht? GESUND & LEBEN und der Psychiater, Neurologe und Psychotherapeut Dr. Siegfried Kasper klären auf.

Lichtmangel im Herbst und Winter kann zu Abgeschlagenheit führen

Licht ist ein Lebenselixier. Es ist unser wichtigster Zeitgeber, steuert die innere Uhr und ist maßgeblich für unsere psychische Verfassung verantwortlich. Fühlen wir uns im Sommer aktiv und energiegeladen, sinkt bei vielen Menschen in der dunklen Jahreszeit die Stimmung und es fehlt plötzlich an Antriebskraft und Motivation.

„Für sein psychisches und körperliches Wohl­befinden braucht der Mensch zweierlei Dinge: Das eine sind zwischenmenschliche Beziehungen und das andere ist Licht“,

erklärt der Psychiater, Neurologe und Psychotherapeut Dr. Siegfried Kasper.

„Der Lichtmangel im Herbst und Winter führt bei Menschen, die eine besondere Disposition haben, zu Symptomen der Abgeschlagenheit und Müdigkeit – insbesondere in den Nachmittags- und Abendstunden. Davon sind bis zu zwanzig Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Patientinnen und Patienten klagen dann, das Gefühl zu haben, ihre Batterie sei leer. Manche wollen zum Beispiel abends noch etwas mit Freunden unternehmen. Häufig fühlen sie sich aber am späten Nachmittag so ausgepowert, dass sie das Treffen absagen.“

 

Wie kommt es zu dieser Antriebsstörung?

Bei Helligkeit produziert der Körper den als „Glückshormon“ bekannten Botenstoff Serotonin, der wach hält, stimmungsaufhellend und motivationsfördernd wirkt. Fällt weniger Tageslicht auf die Netzhaut, schüttet die Zirbeldrüse das Hormon Melatonin aus, das den Körper müde macht und eine schlaffördernde Wirkung hat. Fällt während des Tages viel Licht auf die Netzhaut, wird die Produktion des sogenannten „Schlaf­hormons“ sofort gestoppt.

Durch den Lichtmangel im Winter mit kürzeren Tagen und längeren Nächten wird mehr Melatonin als in den lichtreichen Sommermonaten ausgeschüttet. „Das kann psychisch zu einer leicht depressiven Verfassung führen, die man als Herbst-Winter-Depression oder saisonal abhängige Depression bezeichnet. Sie kann in leichter, mittlerer oder schwerer Ausprägung vorliegen“, erläutert Kasper.

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Text: Jacqueline Kacetl | Foto: iStock
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