Glücklich sein – und zwar jeden Tag
Ist das Glas halb voll oder halb leer? Warum wir es größtenteils selbst in der Hand haben, unsere Lebensfreude zu steigern, erklärt GESUND & LEBEN mit der Psychologin Mag. Natalia Ölsböck.
Vorab: Zurück zu Demokrit
Dem griechischen Denker Demokrit, der im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus lebte, wird das Zitat „Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde, das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause“ zugeschrieben. Der Vorsokratiker, der auch als „lächelnder Philosoph“ bezeichnet wird, war der Ansicht, dass der Mensch Furcht und Hoffnung hinter sich lassen solle, um in einen Zustand heiterer Gelassenheit zu gelangen.
Wie lässt sich dieser Gefühlszustand beschreiben?
Psychologin Mag. Natalia Ölsböck:
„Lebensfreude, also die Freude am Leben, ist eine Hintergrund-Emotion, die wesentlich stabiler ist als unsere Stimmung. Wissenschaftlich wird sie häufig als Gegenpol zur Depression angeführt. Sie stellt eine wichtige Ressource zum Schutz und zur Wiederherstellung unseres psychischen Wohlbefindens dar. Lebensfreude ist grundsätzlich in jedem Menschen vorhanden und kennt viele Ausdrucksformen. Wir können etwa zufrieden, glücklich, energiegeladen oder euphorisch sein; die wohltuende Emotion kann sich aber auch wie ein ruhiger, tiefer See anfühlen.“
Individueller Glücks-Setpoint
Studien gehen davon aus, dass die genetische Veranlagung für die Fähigkeit, sich dauerhaft zufrieden zu fühlen, eine große Rolle spielt. Auf der Basis von in den 1980er Jahren durchgeführten Studien an eineiigen Zwillingen etablierte sich die Set-Point-Theorie in der Glücksforschung. Danach verfügt jeder Mensch über einen persönlichen Glücksfixpunkt, der von Kindheitserlebnissen und Genen beeinflusst wird.
Die Theorie geht davon aus, dass sich das persönliche Glücksempfinden nach besonders positiven Ereignissen wie einem Lottogewinn oder nach negativen wie einem Jobverlust nach einer gewissen Zeit wieder auf den fixen Glückswert einpendelt.
Geld und Glück – ein Zusammenhang?
Im World Happiness Report 2023, der die nationale Zufriedenheit von 137 Ländern untersuchte, führt Finnland, gefolgt von Dänemark und Island, zum sechsten Mal die Liste der glücklichsten Länder der Welt an. Österreich belegt im Glücksranking den elften Platz; Deutschland rutschte auf Platz 16 ab. Auf den beiden letzten Plätzen befinden sich die krisengeplagten Länder Libanon und Afghanistan.
Für die Befragung werden sechs Schlüsselfaktoren herangezogen:
Gesundheit
Soziale Unterstützung
Großzügigkeit
Abwesenheit von Korruption
Pro-Kopf-Einkommen
Entscheidungsfreiheit
Die Forschenden erkannten einen starken Zusammenhang zwischen dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf und der im World Happiness Index erzielten Punkteanzahl. Dabei gibt es Ausnahmen wie Luxemburg oder Singapur, die im Verhältnis zu ihrem hohen BIP pro Kopf nicht auf den vordersten Plätzen rangieren. Ferner zeigen Studien, dass Gehaltserhöhungen ab einem gewissen Einkommensniveau die Zufriedenheit wenig bis gar nicht erhöhen. Geld macht also nur bedingt glücklich.
Glücksempfinden selbst beeinflussen und verbessern
Laut Sonja Lyubomirsky, Psychologieprofessorin an der University of California, ist die Hälfte des Glücksempfindens genetisch bedingt; zehn Prozent sind von den Lebensumständen abhängig. Die gute Nachricht der US-Glücksforscherin: Vierzig Prozent des eigenen Glücksniveaus können durch die Gedanken beeinflusst werden. Das Glück bzw. die Lebenszufriedenheit liegt demnach zu einem erheblichen Teil in den eigenen Händen:
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Text: Jacqueline Kacetl
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