Ab wann ist ein Mann ein Mann? Was bedeutet das Mannsein hinsichtlich der Gesundheit?
Es existieren zahlreiche Vorstellungen darüber, was es bedeutet, ein Mann zu sein. Doch wie steht es um die Gesundheit? Gibt es tatsächlich so etwas wie Männergesundheit, und sind Männer wirklich Vorsorgemuffel?
Wann ist ein Mann ein Mann? Das wollte Herbert Grönemeyer schon 1984 wissen. Sein Versuch einer Antwort war eine Aneinanderreihung von Klischees, die man mit dem Mannsein verbindet.
Große geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheit
Mittlerweile sind 40 Jahre vergangen. Und immer noch gibt es große geschlechtsspezifische Unterschiede, auch was das Thema „Mann und Gesundheit“ angeht. Männer verhalten sich oft weniger gesundheitsbewusst als Frauen. Studien belegen, dass Männer
häufig ein risikoreiches Leben führen,
mehr Alkohol konsumieren,
sich ungesünder ernähren und
seltener an Angeboten zu gesunder Ernährung, Bewegung, Ausgleich und Entspannung teilnehmen.
Auch bei psychischen Erkrankungen bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede:
Stressbelastungen oder Depressionen werden bei Männern zwar seltener diagnostiziert als bei Frauen, die Selbstmordrate ist jedoch dreimal so hoch, was sich insbesondere auf Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit und soziale Krisen zurückführen lässt.
Doch trotz dieser Fakten scheint vielen Männern Gesundheit im Alltag kaum ein Anliegen zu sein, solange sie sich gesund fühlen und keine Beschwerden haben. Was braucht es also wirklich, um das Thema Gesundheit verstärkt in den männlichen Fokus zu rücken?
Reparatur- statt Vorsorgemedizin
Romeo Bissuti, Leiter des Männergesundheitszentrums MEN, betont, dass viele Männer zwar durchaus zur Vorsorge gehen, jedoch oft erst im fortgeschrittenen Alter.
„Männer suchen häufig erst Hilfe, wenn Probleme auftreten, anstatt frühzeitig vorzubeugen. Sie bemühen sich lange Zeit, resilient zu sein und Dinge eigenständig zu lösen. Das ist per se auch nicht schlecht – riskant und gefährlich wird es allerdings, wenn Belastungen zu lange verdrängt werden.“
Viele Männer, so der Experte, haben in der Kindheit nicht gelernt, über Sorgen, Emotionen und Nöte zu sprechen. Die Herausforderung bestehe darin, Männer für Gesundheitsthemen zu sensibilisieren und sie dort abzuholen, wo sie stehen.
Das Männergesundheitszentrum MEN setzt daher auf eine angenehme Gesprächsatmosphäre, um Männer über den Blutdruck oder den Zuckerwert zu informieren. „Oft sind sich Männer ihres Gesundheitsverhaltens nicht bewusst. In der Beratung versuchen wir ihnen klarzumachen, dass vieles, das sie sowieso tun, ganz unterschiedliche Gesundheitsaspekte enthält. Diese Bewusstseinsbildung ist entscheidend, um Männer für Prävention zu gewinnen.“
Hinschauen statt wegschauen
Besonders herausfordernd, betont Bisutti, ist das Risikoverhalten vieler Männer, sei es bei Sport, Ernährung oder körperlicher Selbstdarstellung.