Gut geschützt auf Reisen: Was Rheuma-Betroffene bei Reiseimpfungen beachten sollten
Dank neuer Therapien in der Rheumatologie können immer mehr Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ohne Einschränkungen Fernreisen unternehmen und müssen nicht auf bestimmte Urlaubsziele verzichten. Wichtig ist neben einem gut geplanten Aufenthalt am Zielort jedoch eine umfassende fachliche Reiseberatung zu erforderlichen Schutzimpfungen.
Der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie zufolge sind in Europa rund 25 Millionen Menschen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen; aus infektiologischer Perspektive zählen sie zu einer Risikogruppe. Bereits das Autoimmungeschehen, das der Erkrankung zugrunde liegt, macht sie anfälliger für Infektionskrankheiten, hinzu kommt die immunmodulierende Medikation:
„Manche Rheuma-Medikamente hindern das Immunsystem daran, effektiv und dauerhaft auf eine Impfung zu reagieren“, erklärt die Rheumatologin Dr. med. Ioana Andreica. „Diese begrenzte Wirksamkeit, auch bei Erstimpfungen, sollte mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden."
„Richtig“ impfen bei Rheuma
Wann und mit welchem Erfolg geimpft werden kann, hängt von der Art und Dosierung der Medikation sowie von der Aktivität der entzündlich-rheumatischen Erkrankung ab. Generell gilt:
Es sollte nicht in einen Krankheitsschub „hineingeimpft“ werden.
Totimpfstoffe sind grundsätzlich sicher. Allerdings kann der Impfschutz schwächer ausfallen.
Bei Immunsuppression sollten Lebendimpfstoffe möglichst vermieden werden.
Als nicht immunsuppressiv gelten zum Beispiel Hydroxychloroquin, Sulfasalazin und Apremilast.
Als immunsuppressiv gelten einige Biologika wie beispielsweise TNF-Blocker, Abatacept oder Rituximab. Auch hochdosierte Glukokortikoide, Azathioprin und hochdosiertes Methotrexat sowie Kombinationstherapien dämpfen die Immunantwort.
Impfungen sollten idealerweise vor einem Therapiestart mit immunsuppressiven Medikamenten erfolgen.
Empfohlene Reiseimpfungen
Für Personen mit eingeschränkter Immunfunktion gelten prinzipiell dieselben Impfempfehlungen wie für andere Reisende auch. Je nach Reiseziel sollte ein Impfschutz gegen Cholera, Dengue, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Infektionen, Tollwut und Typhus angestrebt werden. Einige Impfungen werden im internationalen Reiseverkehr vorgeschrieben wie beispielsweise die Impfungen gegen Gelbfieber, Meningokokken-Impfung, Poliomyelitis-Impfung oder die Masern-Impfung.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institut empfiehlt darüber hinaus im Rahmen einer reisemedizinischen Impfberatung die Standard- und Indikationsimpfungen zu überprüfen und diese – wenn notwendig – zu vervollständigen. Diese sind: Tetanus, Diphtherie, HPV, Herpes zoster, Pertussis, Masern, Meningokokken-Infektionen (ACWY), Pneumokokken, Influenza, Hepatitis A und B, Poliomyelitis und COVID-19. Seit diesem Jahr sind die Standardimpfungen um die Meningokokken-B-Impfung ergänzt.
„Für die meisten dieser Impfungen gibt es Totimpfstoffe, die auch bei Immungeschwächten sicher sind. Die Impfungen bzw. Impfserien sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende schützende Immunität sowie das Abklingen bzw. eine Behandlung etwaiger unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor Reiseantritt zu gewährleisten," sagt Andreica. Unter Umständen werde aber nur ein eingeschränkter Impfschutz aufgebaut. Im Falle der Hepatitis A-Impfung wird deshalb seit kurzem eine zusätzliche Impfdosis empfohlen.
Zeitpunkt der Impfung
„Für die meisten dieser Impfungen gibt es Totimpfstoffe, die auch bei Immungeschwächten sicher sind. Die Impfungen bzw. Impfserien sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende schützende Immunität sowie das Abklingen bzw. eine Behandlung etwaiger unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor Reiseantritt zu gewährleisten," sagt Andreica. Unter Umständen werde aber nur ein eingeschränkter Impfschutz aufgebaut. Im Falle der Hepatitis-A-Impfung wird deshalb seit kurzem eine zusätzliche Impfdosis empfohlen.
Gelbfieberimpfung und Impfung gegen Dengue
Der wichtigste Lebendimpfstoff unter den Reiseimpfungen ist die Gelbfieberimpfung, die etliche tropische Länder verpflichtend vorschreiben.
„Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr, dass der Lebendimpfstoff die Gelbfiebererkrankung auslöst, gegen die er schützen soll. Denn das geschwächte Immunsystem kann die abgeschwächten Viren im Lebendimpfstoff nicht wirksam abwehren", sagt Andreica.
Um solche Impfkomplikationen zu vermeiden, wäre eine Immunsuppressionspause von ca. drei Monaten oder länger vor und vier Wochen nach der Lebendimpfung erforderlich. Dies ist in der Regel und wegen der Gefahr eines Schubes der rheumatischen Erkrankung für die Patientinnen und Patienten aber nicht möglich. Neue Daten zeigen allerdings, dass bei einer leichten Immunsuppression unter Umständen eine Gelbfieber-Impfung bei niedrig dosierter Cortisoneinnahme möglich ist.
Auch die erst kürzlich zugelassene Dengueimpfung ist ein Lebendimpfstoff, der bei Immunsupprimierten nicht verabreicht werden darf. Weil Erfahrungswerte noch fehlen, gilt dies selbst unter geringer Immunsuppression als kontraindiziert.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patientinnen und Patienten, Reisemedizinerinnen und Reisemedizinern, Hausärztinnen und Hausärzten sowie Rheumatologinnen und Rheumatologen ist hinsichtlich Reiseimpfungen unerlässlich und bietet die beste Voraussetzung für einen komplikationslosen und erholsamen Aufenthalt im Reiseland.
Text: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Lisa Schoißengeier