Es ist LIEBE

Manchmal trifft es uns ganz plötzlich und wir sind von einem Moment auf den anderen verliebt. Oft kennt man den anderen aber schon lange und die Zuneigung entwickelt sich allmählich. GESUND & LEBEN erklärt, wie Liebe entsteht, warum das Hirn dabei eine größere Rolle spielt als das Herz und die Nase uns den richtigen Weg weist. 

Liebe ist ein Gefühl, das man auf der ganzen Welt kennt. Die größten Künstlerinnen und Künstler haben versucht es zu beschreiben. Ob in der Literatur, in der bildenden Kunst oder in Liedern. Und doch kann keiner Liebe ganz fassen, genau definieren. Dafür braucht es schon die Wissenschaft, auch wenn Liebe dann ein bisschen entromantisiert wird.


Das Gehirn als Liebesorgan

Auch wenn Liebe im Sprachgebrauch immer mit unserem Herzen in Verbindung gebracht wird, läuft der Großteil dieses Gefühlszustandes im Gehirn ab. Dr. Dr. Regine Daniel ist Medizinerin sowie Klinische und Gesundheitspsychologin in Wien. Sie kennt die Abläufe im Hirn: „Der Neurotransmitter Dopamin und die Hormone Vasopressin und Oxytocin werden vermehrt ausgeschüttet. Vor allem in der Phase des Verliebtseins überschwemmt der Stoff Dopamin das Gehirn. Im Volksmund gilt der Botenstoff als Glückshormon. Das erklärt, warum wir uns so gut fühlen, wenn wir frisch verliebt sind. Durch Kontakt mit der geliebten Person wird unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.“ Diese Vorgänge sind durch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Etwa jene, im Zuge derer man Paaren das Bild ihres Partners gezeigt haben. Mittels Magnetresonanztomografie, einem bildgebenden Verfahren, das die Hirnaktivitäten sichtbar macht, konnten die Forscherinnen und Forscher belegen, dass das limbische Belohnungssystem im Gehirn deutlich stärker bei Bildern der Partner ansprang, als dies etwa bei Freunden oder Verwandten der Fall war.

Dr. Dr. Regine Daniel ist Klinische und Gesundheitspsychologin, 
www.psychologie-daniel.at

 

„Zuneigung und Liebe sind essenziell für ein erfülltes leben.“

„Süchtig“ & erhöhter Puls

Die Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn durch Hormone sorgt im Übrigen dafür, dass der Zustand der ersten Liebesphase oft mit einer Sucht verglichen wird, weiß Daniel: „Da das Belohnungssystem auch beispielsweise durch Kokain aktiviert werden kann, kann man Ähnlichkeiten zur Sucht erkennen. Das Gefühl ‚süchtig‘ nach der geliebten Person zu sein und schwer loszukommen, kennen auch viele unglücklich verliebte Menschen oder Menschen nach Trennungen, vor allem wenn die Beziehung sehr intensiv war.“
Ein weiteres Hormon, Adrenalin, ist verantwortlich, dass sich der Zustand des Verliebtseins auch körperlich bemerkbar macht: Wer frisch verliebt ist, hat meistens erhöhten Puls, feuchte Hände und stark durchblutete, rosige Wangen.


Wenn es Liebe wird

Diese erste intensive Phase, die durch die beschriebene Hormonausschüttung geprägt ist, hält jedoch nicht für immer an. Im Schnitt dauert sie etwa vier Monate. „Mit der Zeit pendeln sich dann die Botenstoffe im Gehirn wieder ein und das akute Gefühl des Verliebtseins wird ersetzt durch eine tiefere Zuneigung, die Liebe.

Männer sagen als Erstes die berühmten drei Worte. Laut Forschung sagen sie „Ich liebe dich“ durchschnittlich nach 88 Tagen, 39 Prozent der Männer wagen diesen Schritt sogar im ersten Monat. Frauen brauchen hingegen durchschnittlich 134 Tage. 


Text: Heike Kossdorff | Fotos: ISTOCKPHOTO/ FILADENDRON, ZVG
Mehr zum Thema „Es ist LIEBE” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 05/22.

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